Berichte

Die Hospizgruppe Steinheim-Murr-Erdmannhausen

Warum ich mich in der Hospizgruppe ehrenamtlich engagiere?

Ich kann es gar nicht auf einzelne Beweggründe reduzieren. Es gibt keine logische Abfolge von Gründen. Es ist eher eine Gemengelage von verschiedenen Interessen, Gefühlen UND Erfahrungen, die mich zu diesem Ehrenamt geführt haben. 

Vielleicht kann ich es zusammenfassend so beschreiben: Wenn ich das Zimmer eines „Sterbenden“ betrete, weiß ich nie genau, was mich erwartet. Ich versuche ganz im Moment, im Hier und Jetzt, zu sein, die Bedürfnisse meines Gegenübers zur „erspüren“ und auf diese einzugehen.

Die Hospizgruppe Steinheim-Murr-Erdmannhausen

Sterben und Tod sind in unserer Gesellschaft ein Tabuthema. Wir wissen, irgendwann trifft es jeden einzelnen von uns, im Familien- und Freundeskreis und letztlich uns alle selbst. Wie gehen wir damit um? 

Häufig finden wir keine Worte, oft herrscht nur Stillschweigen darüber. Dabei ist der Tod neben der Geburt die einzige Erfahrung, die wir alle teilen.

Der Vorbereitungskurs und das Engagement in der Sterbebegleitung haben mir einen neuen Blickwinkel auf das Thema eröffnet.

Die Hospizgruppe Steinheim-Murr-Erdmannhausen

Alina Kleinschwärzer

In meinen Begleitungen erlebe ich oft, dass Personen nicht mehr mit Worten kommunizieren können. Dann geht es vor allem um wahrnehmen und spüren, was der Person in diesem Moment gut tun kann. Und auch wenn wir nicht miteinander sprechen können, nehmen wir uns auf besondere Weise wahr. Diese Momente lehren mich so einiges über mich und das Leben. In der Hektik des Alltags geht oft so Wichtiges verloren. Die Arbeit als Ehrenamtliche im Hospizdienst ist eine ganz besondere Erfahrung. Es tut gut, für jemanden da zu sein, miteinander auszuhalten und Trost zu spenden.

Was bewegte mich zur Hospizarbeit?

Ich habe vor vielen Jahren meine schwerkranke Mutter in ihren letzten Stunden begleitet… und ich fühlte mich damals so unvorbereitet, überfordert, unwissend, erschreckt, hilflos, ängstlich…

Was passierte da???

Ich wollte es verstehen, nicht länger wegschieben, fürs nächste Mal vorbereitet sein.

Nach meiner ehrenamtlichen Hospizausbildung kann ich heute sagen, was es für ein Lebensschatz ist, sich mit der Endlichkeit, auch der eigenen, dem Sterben auseinanderzusetzen, um gut „da zu sein“ in der Sterbebegleitung und im Leben.

Die Arbeit in unserem Erwachsenendienst in Zahlen aus dem Jahr 2022

Statistik

Können Zahlen ausdrücken, was wirklich war? Auf der einen Seite nein, weil alles, was in unserem Dienst geschehen darf immer mit Begegnung und Beziehung zu tun hat. Und dies ist zutiefst menschlich und kann nicht in einer oder mehreren Zahlen auf das Papier gebracht werden. Auf der anderen Seite drücken sie dennoch zu einem Teil aus, was war und was hiermit auch gewürdigt und bedankt werden soll.

Dem Sterben Leben geben

Viele von uns haben in der Familie erlebt, dass Angehörige allein verstorben sind. Aus dieser eigenen Erfahrung – und motiviert durch Pfarrer Renz – habe ich mich für den Kurs der Hospizinitiative angemeldet.

Wie eindrucksvoll hat die Hospizarbeit die Situation sterbender Menschen und ihrer Angehörigen verändert. Sie hat gezeigt, dass Menschen in dieser Lebensphase dank dieser ehrenamtlichen Unterstützung im Kreis ihrer Familie sein können, Ängste und Trauer teilen können, Nähe spüren, Wärme erfahren und ihre Würde behalten können. 

Die Hospizgruppe Steinheim-Murr-Erdmannhausen

Meine erste Begleitung hat in mir einen tiefen Eindruck hinterlassen. Die hochbetagte Dame konnte keine feste Nahrung mehr zu sich nehmen, das Bett nicht mehr verlassen, sie vermochte auch nicht mehr zu sprechen. Anfangs war es ihr noch möglich, ihren Durst anzudeuten, indem sie ihre Finger an den Mund führte. Die Begleitung geschah in Stille, auch mit Gebet und Liedern. Zurück bleibt bei mir eine große Dankbarkeit für die gemeinsamen Stunden, den intensiven Blickkontakt, in dem sich unsere Herzen begegneten. 

Die Hospizgruppe Steinheim-Murr-Erdmannhausen

Genau in dem Moment, als die Raupe dachte, die Welt geht unter, wurde sie zum Schmetterling! (Peter Benray)

Schon mehrmals wurde ich gefragt, wie ich zum Hospizdienst gekommen bin. Ja, das war eigentlich Zufall. Anfang letzten Jahres war ein Amtsblatt von Erdmannhausen bei mir im Briefkasten, es war eine Gesamtverteilung. Ich hab es einfach durchgeblättert und bin darin auf die Ausschreibung des Kurses für die ehrenamtliche Arbeit beim Hospizdienst gestoßen.